GUTTENBERGER BROTHERS

Mit Swing-Klassikern wie von Django Reinhardt

Herrenberg: Die Guttenberger Brothers präsentierten feinen Sinti-Jazz modern und zeitgemäß
Eine ungewöhnliche Mischung aus Jazz- und Swing-Standards in eigenen und eigenwilligen Arrangements, klassischen Gipsy-Swing à la Django Reinhardt und eigene Stücke in bester Sinti-Jazz-Tradition modern und zeitgemäß interpretiert – so lässt sich das Klangerlebnis umschreiben, das die Guttenberger Brothers dem Publikum im Mauerwerk boten.

Von Jutta Krause

Das von „Jazz in Herrenberg“ organisierte Konzert war nicht nur für Freunde des Jazz Manouche und klassischer Swing-Standards der 40er und 50er Jahre ein Highlight. Denn das betont lässig und eher wie nebenbei dargebotene Spiel der sechs Musiker auf der Bühne war präzise, vielseitig und variationsreich und überzeugte mit spannenden, sorgfältig ausgearbeiteten Arrangements, die jedem Einzelnen die Möglichkeit boten, seine besonderen Qualitäten unter Beweis zu stellen.
Das Ensemble, in dessen Zentrum die Brüder Knebo und Mano Guttenberger und Branko Arnsek stehen, hat einen ganz eigenen Musikstil entwickelt, in dem sich der von Django Reinhardt initiierte Gipsy-Swing mit klassischem amerikanischem Jazz, Songs mit deutschen Texten und deutlichen Anklängen des Jazz Manouche, dem Johnny Depp in dem Film „Chocolat“ als französischer Sinto zu neuer Berühmtheit verholfen hat. Im Mittelpunkt steht dabei zweifellos das virtuose und ungewöhnliche Gitarrenspiel von Mano Guttenberger, das – ebenso wie die spezielle Rhythmusgitarre seines Bruders - von der Sinti-Musiktradition geprägt ist. Piano, Saxofon und das swing-affine Spiel des Drummers bringen die klassischen Jazz-Stilelemente ein und Branko Arnsek trägt neben seinem enthusiastischen Spiel auf dem Kontrabass die eigenen Arrangements und Liedtexte zu der besonderen Melange bei.
Teppich aus Klängen
Gleich mit dem ersten Stück breiteten die Guttenberger Brothers einen satt swingenden Klangteppich aus, der zugleich den drei Solisten in langen Passagen Gelegenheit gab, sich „vorzustellen“: Den Anfang machte Stefan Koschitzki mit einem temperamentvollen Saxofon-Solo, dann griff Sologitarrist Mano Guttenberger für eine kurze Kostprobe in die Saiten und schließlich zeigte Frank Eberle am Klavier seine Fingerfertigkeit und Affinität für diese besondere Musikrichtung. Schlagzeuger Christoph Raff, Branko Arnsek am Kontrabass und Knebo Guttenberger an der Rhythmusgitarre legten die solide rhythmische Grundlage für die virtuose Höhenflüge. Für das zweite Stück kündigte Arnsek, der die Ansagen übernahm, eine Überraschung an, die dem Publikum zeigen würde, wie das Ensemble den Jazz Manouche weiterentwickelt und neu interpretiert: In dem Song „Es geht nicht ohne dich“ stellte Knebo Guttenberger seine Fähigkeiten als Sänger unter Beweis. Gefühlvoll und mit sanftem Schmelz in der Stimme interpretierte er sich im Laufe des Abends neben weiteren eigenen Stücken auch durch einige Jazz-Superhits wie „I only have Eyes for you“, „Fly me to the Moon“, „I wish you Love“, „Night and Day“ und „There will never be another you“. Die eigenen Stücke, die mal groovig („Meine beste Freundin“), mal mit latein- amerikanischen Bossa-Nova-Rhythmen spielend („Frühlingsgefühle“) und mal als ruhiger „Kuschel-Swing“ (Ich hatte geträumt“) daherkamen, glänzten vor allem durch die vorzüglichen musikalischen Arrangements. Dazwischen setzten Klassiker wie „Cherokee“ oder „Swing 48“ von Django Reinhardt, bei dem die sechs richtig in Fahrt gerieten und der Funke aufs Publikum übersprang, etliche Glanzpunkte ins Konzertprogramm.